Kommunikation hilft, wenn Angehörige ins Heim kommen

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Mein heutiger Tipp kommt aus meiner Arbeit als Mediatorin und heißt: Zuhören, sich in den anderen hineinversetzen, Umstände annehmen und Veränderungen zulassen. Hört sich einfach an. Ist jedoch in der täglichen Praxis unheimlich schwer. Noch schwerer ist die Umsetzung, wenn alle Beteiligten mit einer neuen, schwierigen Situation konfrontiert werden, in der viele Faktoren Angespanntheit mit sich bringen: Ein Senior kommt ins Heim.

Die Angehörigen empfinden den Heimeinzug als eigenes Versagen und fühlen sich jetzt in der Verpflichtung, über die „optimale Versorgung“ zu wachen. Unbewusst möchten sie jedoch den Nachweis, dass das Heim den Betreuungsauftrag nicht besser erfüllen kann als sie selbst.

Komplizierte und konfliktgeladene Beziehungen zwischen den Angehörigen und dem Bewohner lösen sich mit dem Heimeinzug nicht, sondern wirken fort.

Die Pflegekräfte empfinden das „Nachfragen“ der Angehörigen nicht als Interesse, sondern als Ausdruck von Misstrauen und Kontrollzwang und obendrein als „Zeitfresser“.  

Der Senior hat Beziehungsdefizite und ordnet sie schuldhaft den Angehörigen/ Pflegekräften zu, spielt sie gegeneinander aus.

Das ist die Basis für Schuldvorwürfe, schlaflose Nächte, großen Streit und viel Traurigkeit. Und das möchte niemand. Es lohnt sich, dem vorzubeugen, miteinander zu reden. Vielleicht so: 

Das Pflegepersonal erkennt den Ausnahmezustand für die Angehörigen, unterstützt sie beim „Loslassen“ und reagiert nicht emotional, sondern sachlich mit Kompetenz.

Die Angehörigen machen sich ihre Situation und Schuldgefühle bewusst, klären die Konflikte mit dem Senior im Idealfall schon früher und erkennen die Kompetenz des Heimes und auch die Grenzen des Personals und der Betreuung an, bringen sich ein und dem Heimpersonal Vertrauen entgegen.

Ein gegenseitiger kommunikativer Austausch wird gepflegt.

Der Bewohner wird nicht als Objekt sondern als Mensch mit eigenem Willen gesehen. Seine Mitverantwortlichkeit für die eigene Zufriedenheit wird bei ihm belassen und erfragt.